Glossar

Afrika

Afrika – dieser unscheinbare Begriff veranschaulicht im alltäglichen Gebrauch immer wieder, dass durch westliche Erzählungen, Berichte oder Aufzeichnungen ein Weltbild produziert wird, das von kolonialistischen Bildern geprägt ist.

Ganz unscheinbar taucht der Begriff Afrika in Medienberichten, Alltagsgesprächen und in einigen in Entwicklungshilfen gleichgestellt mit vielen verschiedenen Ländern der Welt auf.

Und was ist daran falsch?

Allein die Frage ist irritierend, denn Afrika ist ein Kontinent! Afrika ist groß, mit Afrika sind 54 Länder gemeint. In all diesen Ländern leben insgesamt 900 Millionen Menschen (in Europa leben ca. 750 Millionen Menschen).

Wer käme schon auf die Idee zu behaupten, in Frankreich würden die gleichen Traditionen, Werte und Gesetze von Bedeutung sein wie in Ungarn oder in Finnland? Innerhalb Deutschlands tun sich Menschen aus dem Süden schwer, die Menschen aus Norddeutschland zu verstehen oder umgekehrt. Aber niemand möchte auf den eigenen Dialekt verzichten, warum auch?!

Wir benötigen also ein Umdenken! Wir müssen all die Facetten des Kontinents berücksichtigen, Süd-, Nord- West- und Ostafrika mit den jeweils unterschiedlichsten Ländern, Regionen und Bevölkerungen. Die Vielfältigkeit der Sprachen, der Errungenschaften und Meilensteine muss gesehen werden. Die vielen verschiedenen Länder habe unglaubliche Persönlichkeiten hervorgebracht, von denen wir auch heute noch viel lernen können!

Bindestrich-Identität

Bindestrich-Identitäten. Deutschland ist schon viele Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte ein Einwanderungsland. Karlsruhe ist das beste Beispiel hierfür: Vor über 300 Jahren wurde Karlsruhe gegründet: Religionsfreiheit und ein attraktiver Lebensraum machten Karlsruhe zu dieser Zeit attraktiv. Galten diese Rechte damals nur für die weiße männliche Bevölkerung, zeigt es dennoch, dass Karlsruhe ohne Migrationsbewegungen nicht der l(i)ebenswerte Ort wäre, der er/sie heute ist.

Was hat das mit Bindestrich-Identitäten zutun?

Deutschland ist schon immer ein Ort, an dem sich viele verschiedene Menschen begegnen, diese Menschen bringen die unterschiedlichsten Geschichten und Erfahrungen mit. Wir sollten daher von Personen heute nicht mehr eine eindeutige Zuordnung verlangen. Viel zu oft spielt die Frage: „Woher kommst du?“ in unserer Gesellschaft eine Rolle, sie entscheidet über Karrieren, Wohnorte und Bildungschancen. Viele Menschen verbinden in sich die verschiedensten Kulturen, Werte und Lebensweisen; es entstehen Identitäten wie „Stuttgarter-Griech*innen“, „Schwarze-Deutsche“ oder „Deutsche Juden und Jüd*innen“ und all diese Identitäten haben ihre Berechtigungen ohne „wenn und aber“!

Christoph Kolumbus

Christoph Kolumbus – 1492 das Jahr der Entdeckung! Amerika wird zum ersten Mal in der europäischen Geschichte entdeckt. Christoph Columbus und die Entdeckung von Amerika sind bis heute fester Bestandteil des deutschen Lehrplans. Aber was hat Christoph denn entdeckt? Einen Kontinent? eine Bevölkerung? Bodenschätze?

Einfach gesagt ist Christoph in ein Boot gestiegen und hat die Weltmeere besegelt, weil er vermutete ein Land namens Indien anzutreffen, schon bevor er mit der Bevölkerung Kontakt aufnahm, wusste Christoph, dass die Einwohner*innen als Indianer*innen bezeichnet werden.

Doch wie erzählt sich die Geschichte aus der Perspektive der Menschen, die in diesem vermeintlichen Indien lebten? Christophs Entdeckung hatte eine Vielzahl von Folgen: Menschen wurden enteignet, versklavt und ermordet. Das Leben von Familien wurde in wenigen Augenblicken beendet, um das Leben von Menschen auf dem europäischen Kontinent zu bereichern.

Deshalb ist wichtig, dass wir berücksichtigen: Wenn wir von Christoph Columbus sprechen, wenn wir von der Entdeckung Amerikas sprechen, wenn wir von dem Reichtum Europas sprechen, müssen wir auch von der Enteignung, Versklavung und Ermordung einer Vielzahl von Menschen sprechen.

Doll-Test

Doll-Test – der Doll-Test veranschaulicht eindrücklich, wie früh Kinder Vorurteile kennenlernen und diese verinnerlichen.

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exotisch schön

Exotisch – meint fremd, unbekannt und anziehend. Doch wer oder was gilt als exotisch? Es ist wichtig zu erkennen, dass der Begriff exotisch bei der Beschreibung von Personen dazu dient, Menschen aufgrund ihres Äußeren von der Eigengruppe abzugrenzen. Auch wenn dieser Begriff oftmals positiv erscheinen möchte, ist er Teil eines rassistischen Systems.

Der Rassismusbegriff kann nicht nicht von dem Exotikbegriff getrennt werden! Besonders deutlich wird dies im Umkehrschluss: aus einer westlichen Sicht würden Personen aus bspw. Norwegen, Irland oder Kanada nicht als exotische Schönheiten beschrieben werden.

Fasia Jansen

Fasia Jansen – wurde am 6. Juni 1929 in Hamburg geboren und wuchs dort als Tochter einer alleinerziehenden Mutter auf. Ihre Kindheit und Jugend sind von rassistischen Erfahrungen geprägt. Mit 15 Jahren wird sie als Küchenhilfe in das KZ Neuengamme einbestellt, da sie aufgrund ihrer Hautfarbe als Haushaltshilfe nicht geeignet sei.

Diese Erfahrungen bestimmen ihren weiteren Lebensweg. In den Nachkriegsjahren tritt sie als Sängerin bei politischen Veranstaltungen auf und engagiert sich aktiv in der Frauenbewegung. 1991 wurde ihr von der Stadt Düsseldorf der Titel der Ehrenbürgerin und ein Verdienstkreuz verliehen.

Fasia Jansen stribt am 29. Dezember 1997 in Oberhausen. Fasia Jansen war eine deutsche Friedensaktivistin die den Kampf für Gleichberechtigung bis zum Schluss geführt hat.

Gehört der Rassismus zu Deutschland? Ja!

Gehört der Rassismus zu Deutschland? – Warum diese Frage ganz klar mit „Ja“ beantwortet werden kann, verdeutlicht Mark Terkessidis, Psychologe und Autor, in seinem Impulsreferat „Gehört der Rassismus zu Deutschland? Und wenn ja: warum?“.

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Hautfarbe

Hautfarbe – ist ein Merkmal, das in rassistischen Denkweisen und Strukturen dazu dient, Menschengruppen voneinander abzugrenzen. Die Hautfarbe eines Menschen wird mit bestimmten Eigenschaften verknüpft, z.B. sportlich oder Neigung zur Kriminalität.

Eine solche Sichtweise übersieht jedoch, dass jedes Individuum eine Hautfarbe hat, die sich von den Hautfarben der Familienmitgliedern, den Freund*innen oder Kolleg*innen unterscheidet. Auch verändert sich der Ton unserer Hautfarbe von Zeit zu Zeit und von Moment zu Moment.

Hautfarbe gewinnt also immer nur dann an Relevanz, wenn sie von handelnden Akteur*innen konstruiert wird. Leider ist jedoch die Ignoranz von Hautfarbe auch keine Lösung – die sogenannte Farbenblindheit vergisst, dass Hautfarbe ein gesellschaftlich relevantes Merkmal ist: Noch immer erfahren Menschen tagtäglich aufgrund ihrer Hautfarbe Diskriminierung, dies zu ignorieren, wird also den alltäglichen Rassismuserfahrungen vieler Menschen nicht gerecht.

Indianer*in

Indianer*in – Obwohl heute längst bekannt ist, dass Christoph Kolumbus nicht etwa Indien, sondern über die Bahamas den südamerikanischen Kontinent eroberte, nennen wir Nachfahren, der unterdrückten und versklavten Personen Indianer*innen.

Gerade an Fasching bedienen wir uns der Bilder von exotischen Schönheiten und Stammesanführern, indem wir uns als Pocahontas oder mit einem Kopfschmuck aus Federn verkleiden. Dabei wird übersehen, dass diese Menschen nicht freiwillig ihr Land, ihr Reichtum und ihr Leben gelassen haben.

Der Begriff sollte daher nicht verwendet werden oder nur in kommentierter Form zur Sprache kommen. Auch eignet sich der Begriff Ureinwohner*in nicht, denn mit diesem Begriff wird ebenfalls Menschen eine Bezeichnung auferlegt, die mit den gleichen Bildern wie der I-Begriff einhergeht.

Es ist daher sinnvoll auf Selbstbezeichnungen, der zu bezeichnenden Menschengruppen, zurückzugreifen: First Nations People of America, Pueblos Originarios, Lakota, Inuit etc.

Joseph Bologne, Chevalier des Saint-Georges

Joseph Bologne, Chevalier des Saint-Georges – wird am 25. Dezember 1745 als Sohn eines französischen Plantagenbesitzers und einer senegalesischen Sklavin geboren. Im Alter von 4 bringt sein Vater ihn nach Frankreich, in Paris verbrachte er von da an sein Leben und genoss eine dem Adel angemessene Schulbildung.

Neben der Musik und dem Geigenspiel begeisterte sich auch für Literatur und verschiedene Sportarten, Joseph Bologne hatte viele Talente, die ihn zu einem besonderen Menschen machten.

Im Paris des 18. Jahrhunderts konnte er sich sowohl als Violinist wie auch als Fecht- und Schwertmeister einen Namen machen. Königin Marie Antoinette engagierte ihn 1775 schließlich als Musikdirektor. Joseph Bologne komponierte eine Vielzahl verschiedenster Stücke, die ihn zu einem der bekanntesten Musiker seiner Zeit machten.

Geprägt durch die eigenen Rassismuserfahrungen und den Kontakt zur englischen Anti-Sklav*innenbewegung gründete er in Frankreich die Gruppierung Société des Amis des Noirs. Joseph Bologne setzte sich von nun an aktiv für die Rechte Schwarzer Menschen in Frankreich ein.

Persönlich zog er daraus die Konsequenz, dass er auf seine privilegierte Stellung am Königshaus wie auch auf alle Adelstitel verzichtete. Er nahm den bürgerlichen Namen Monsieur de Saint-George ein und zog nach Haiti in den Freiheitskampf.

1797 kehrte er nach Frankreich zurück und arbeitete weiterhin bis zu seinem Tod 1799 in der Musikbranche.

Kultur

Kultur – Der Begriff Kultur scheint in der heutigen Gesellschaft den Begriff „Rasse“ fast vollständig ersetzt zu haben. Wenn von Kultur die Rede ist, geschieht dies meistens zum Zwecke der Abgrenzung oder Veranschaulichung.

Dies zeigt sich darin, dass wenn von Kultur gesprochen wird, es immer um die Kultur der Anderen geht oder eben um die Anderen, die sich nicht an die Kultur der Eigengruppe anpassen. Doch was genau mit Kultur gemeint ist, wird oftmals nicht definiert.

Wenn der Kulturbegriff verwendet wird, um Menschen voneinander abzugrenzen, wobei die Eigengruppe eine Auf- und die Fremdgruppe eine Abwertung erfährt und somit auch der Zugang zu bestimmten Bereichen für einen Teil der Gesellschaft verwehrt bleibt, spricht man von Rassismus, auch wenn nicht von „Rassen“ gesprochen wird.

L
Migrant*in

Migrant*in – warum dieser Begriff hier auftaucht, soll anhand Noah Sows Worten aufgezeigt werden:

„Migrant_innen sind Menschen, die nicht in ihrem Herkunftsland leben; also beispielsweise Jürgen Klinsmann, Thomas Gottschalk , Howard Carpendale […].

Als Fremdbezeichnung von außen, etwa durch Mitbürger_innen ohne Migrationshintergrund […] dient der Begriff ›Migrant_in‹ […] der Stigmatisierung un dem Verweis auf einen Platz außerhalb der Dominanzgesellschaft.

[…]

Rassifizierende Markierungen als ›anders‹ und ›fremd‹ sollen mit der Vokabel ›Migrant_in‹, die vorgibt, objektiv oder zumindest neutral und damit belastbar zu sein, in eine legitime Form der Klassifizierung überführt zu werden. Deswegen gilt [der Begriff] […] logischerweise auch für PoC [People of Color], die in Deutschland geboren sind. Und zwar zeitlos.“ (Noah Sow: Migrant. In: Arndt, Susan / Ofuatey-Alazard, Nadja: (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk)

N-Wort

N-Wort – auch ohne das N-Wort auszuformulieren, ist klar, um welches Wort es sich im Kontext von Rassismus handelt. Folgender Ausschnitt aus dem Video „Shit some white german say to black german“ zeigt, warum dieser Begriff von niemandem verwendet werden sollte.

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Olauhah Equiani

Olauhah Equiani – wurde 1745 wahrscheinlich in Igbo (Nigeria) geboren. Bereits als Kind wird er versklavt und nach Amerika verkauft. In Amerika wird er unterrichtet, er lernt schreiben, lesen, verhandeln und vieles mehr.

Er verbringt weitere acht Jahre auf See und zeigt sein Talent als Matrose. Nach diesen acht Jahren wird er weiter verkauft, bis er bei Robert King einem englischen Kaufmann landet. Er arbeitet hart für ihn, nach drei Jahren gelingt es ihm dann sich selbst frei zu kaufen.

Anschließend arbeitete er auf verschiedensten Handelsschiffen und unternahm eine Forschungsreise in die Aktis. Ab dem Jahr 1786 setzt er sich aktiv in der Antisklaverei-Bewegung ein und wir ein bekanntes Mitglied der „Sons of Africa“. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, hält er viele Vorträge gegen Sklaverei und die Todesstrafe.

im Jahr 1789 veröffentlichte er schließlich eine Autobiografie mit dem Titel „Merkwürdige Lebensgeschichte des Sklaven Olaudah Equiano“. Seine Autobiografie erweckte das Interesse der Gesellschaft und gilt bis heute als eines der ersten Bücher, das von einem Schwarzen afrikanischen Schriftsteller veröffentlicht wurde.

Literaturverweis: Legenden die uns verborgen blieben. Schwarzes Europa. Schwarze Jugendliche auf den Spuren ihrer Geschichte.